Geheimnis auf Teller und Leinwand
Am Samstag, 20. Juni ist es wieder so weit: Die Köchin Cecilia Chiara und der filmbegeisterte Kunstschmied Niklaus Maurer aus Rumisberg bitten wieder zu Tisch und Kinosessel. Die zweite Saison von «Film mit Biss» beschert den Besuchern erneut unvergessliche Abende.
Rumisberg Fünf Filme und fünf davon inspirierte Menüs stehen auf dem diesjährigen Programm der Reihe «Film mit Biss». Von Juni bis Oktober kocht die gelernte Köchin Cecilia Chiara einmal im Monat für rund 30 Gäste, welche sich im Vorfeld dazu angemeldet haben, ein dreigängiges Essen. Das Besondere daran: Die Menüs sind inspiriert von den Filmen, welche nach dem Essen auf dem ehemaligen Heuboden im Hochstudhaus von Niklaus Maurer gezeigt werden. Der Rumisberger funktionierte diesen mithilfe einer grossen Leinwand, Beamer und gemütlichen Sitzmöglichkeiten zu einem Kino um. «Cecilia hat wirklich ein Händchen dafür, die Verbindung zwischen Essen und Film gekonnt zu schlagen», schmunzelt Niklaus Maurer. «Beispielsweise hat sie im letzten Jahr, als wir einen Science-Fiction-Thriller zeigten, den Gästen erst eine Schere serviert. Später kam, eingeschweisst in einen Beutel, die Suppe und ein Röhrli. Die Gäste konnten so auf ungewöhnliche Weise den ersten Gang geniessen. Das passte gut, weil es in dem Film schnell und futuristisch zu und her ging.»
Lizenzrechte schaffen Mysterium
Dieses Jahr findet wegen des Coronavirus eine leicht verkürzte Saison unter Berücksichtigung der Gastronomieauflagen statt. Doch die fünf ausgesuchten Filme bieten viel Abwechslung. Von Fantasy, über Komödie bis hin zum Heimatfilm reicht die Bandbreite. Aussergewöhnlich bei «Film mit Biss» ist auch, dass der Gast nicht weiss, welcher Film gezeigt wird. Auf dem Programm ist lediglich das Genre zu finden und ein Satz, anhand dessen mit etwas Recherche erraten werden kann, welcher Film sich dahinter verbirgt. Die Beschreibung des ersten Abends am 20. Juni lautet beispielsweise: «Drama. Zartbitteres Märchen um ungewöhnliche Persönlichkeiten, Liebe und Verrat.» Niklaus Maurer erklärt, weshalb das so ist: «Wir kaufen bei einer Filmplattform die Lizenz dafür ein, dass wir den Film zeigen dürfen. Eine Bedingung ist jedoch, dass wir den Titel des Films nicht in schriftlicher Form publizieren dürfen. Als wir den Anlass letztes Jahr zum ersten Mal durchführten, waren wir etwas enttäuscht wegen dieser Auflage. Dann haben wir das Ganze aber umgedreht und daraus für uns den Titel ‹Film mit Biss – Überraschungen für Auge und Gaumen› kreiert.» Cecilia Chiara ergänzt: «Aber wenn jemand genau wissen will, welcher Film gezeigt wird, kann dieser sich jederzeit bei uns erkundigen. Sagen dürfen wir es, öffentlich machen einfach nicht.» Ausgesucht werden die Filme jeweils von Cecilia Chiara, Niklaus Maurer und deren Partnern. «Dabei schauen wir einerseits darauf, ob der Film innerhalb der Lizenz verfügbar ist, ob wir als Veranstalter hinter dem Film stehen können und dass wir verschiedene Genres abdecken können», sagt Niklaus Maurer. «Und ob einer von uns dabei einschläft. Sind wir alle bis zum Schluss wach, ist das ein gutes Zeichen», wirft Cecilia Chiara lachend ein.
Essen und Film verbinden
Letztes Jahr wurden die Anlässe zum ersten Mal durchgeführt und waren ein grosser Erfolg. «Viele, welche im letzten Jahr bereits dabei waren, haben sich erneut angemeldet», verrät Niklaus Maurer. Grund für die Beliebtheit des in Rumisberg stattfindenden Anlasses ist jedoch nicht nur das Kinoerlebnis, sondern auch der gaumenerfreuende Teil des Abends. Denn Cecilia Chiara ist keine 08/15-Köchin. «Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der es viele Köche gab und in welcher gerne gekocht und gegessen wurde. Dort habe ich gelernt gut und nachhaltig zu essen. Erst habe ich aber Bildhauerin gelernt und ein Künstleratelier betrieben. In dieser Zeit arbeitete ich nebenbei in Küchen, entdeckte die Freude für das Kochen und merkte, dass ich das in Zukunft weiter verfolgen möchte. So kam es, dass ich mit 32 Jahren noch eine Kochlehre absolviert habe und nun als Köchin arbeite.»
Die Kreativität spiegelt sich in den Menüs von «Film mit Biss» exakt wider. «Ich stelle mich gerne der Herausforderung, die beiden kulturellen Themen Essen und Film zu verbinden und eine runde Gesamtgestaltung des Abends für unsere Gäste zu bieten», erzählt sie. «Dabei beziehe ich Elemente wie die Jahreszeiten, das Land oder ein im Film gezeigtes Essen ein. Diese Faktoren verbinde ich möglichst mit saisonalen, regionalen, biologischen und nachhaltigen Zutaten. Das heisst aber nicht, dass ich nicht beispielsweise auch mal Ananas für etwas verwende – nicht aufgetischt wird aber etwas wie Kängurufleisch aus Australien.» Gerne geht die Köchin auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Gäste ein. «Ich bin sehr flexibel. Die Gäste können sich gerne einige Zeit vor dem Anlass bei mir melden, wenn sie gewisse Zutaten nicht mögen oder unter einer Unverträglichkeit leiden. Sie müssen dann auch nicht Angst haben nur mit Beilagen abgespeist zu werden – alle Gäste erhalten ein gleichwertiges Menü.» Cecilia Chiara und Niklaus Maurer freuen sich auf die kommende Saison. «Es ist für die Besucher auch etwas Besonderes, da sie ja eigentlich bei zwei Privatpersonen zuhause zu Gast sind, das ist sehr persönlich», meint der Rumisberger. «Und es ist eine Bereicherung fürs Dorf», bekräftigt Cecilia Chiara.
Jessica Meier
Detailprogramm & Daten unter: ceciliachiara.ch. Anmeldung an: ce@ceciliachiara.ch