«Im Tanz gibt es keine Grenzen»
In jungen Jahren hat Silvia Santoro den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, was einiges an Mut erforderte, wie sie selbst sagt. Seit Beginn des Jahres 2018 führt sie an der Grundstrasse in Olten ihr eigenes Tanzstudio Manganaro Dance Arts.
Olten Kreativer Kindertanz, Streetdance für Kinder und Jugendliche, Gesellschafts- und Paartänze oder auch Ballett für Mütter und Neugeborene sind nur einige Angebote von Silvia Santoro. Die 34-Jährige hat entschieden, sich nicht nur als Hobby, sondern auch beruflich voll und ganz dem Tanzen zu widmen und eröffnete vor einem Jahr ihr eigenes Tanzatelier.
Silvia Santoro, wie lange tanzen Sie schon?
Schon als Kind, mit fünf oder sechs Jahren, habe ich damit angefangen. Dann aber immer heimlich für mich im Zimmer. Michael Jackson und Madonna haben mich inspiriert. Ich habe dann auch angefangen, eigene Choreografien zusammenzustellen. Die Bewegung hat mir immer Kraft gegeben. Damals habe ich auch gerne gesungen, bin geritten, war auf den Skates oder dem Velo unterwegs. Aber das Tanzen war mein täglicher Begleiter. Zum ersten Mal wurde mein Talent dann quasi in der Oberstufe entdeckt. Die Lehrer haben mich angefragt, ob ich bei Schulaufführungen die Choreografien führen möchte. Von da an hat es sich immer weiter entwickelt.
Sie sind vor Ihrem Tanzstudio aber einer anderen Arbeit nachgegangen.
Ja, ich bin diplomierte Medizinische Praxisassistentin und ging dieser Tätigkeit auch bis vor Kurzem nach. Ich habe den Beruf sehr gerne ausgeübt; schon als Kind habe ich immer gerne gegeben, geholfen, gepflegt und hatte nie Angst vor Nadeln. Durch den vielen Sport, den ich ausgeübt habe und die vielen Anatomiebücher die ich dadurch gelesen habe, war ein medizinischer Beruf für mich naheliegend.
Wie sind Sie dann zum eigenen Tanzstudio gekommen?
Die Praxis, in der ich angestellt war, musste aus gesundheitlichen Gründen des Chefs leider geschlossen werden. Das ging mir sehr nahe. Er war ein super Chef – er schaute, dass ich nebst meinem Beruf als MPA auch immer genügend Zeit fürs Tanzen hatte. Nach der Schliessung habe ich zwar wieder an verschiedenen Orten gearbeitet, aber für mich passte weder der Umgang mit mir, noch jener mit den Patienten. Zudem hatte ich immer den Traum, als Tänzerin weiter zu kommen und aus dem Umfeld erhielt ich vermehrt Anfragen für Tanzstunden. Ich merkte, dass die Leute Freude haben und die Nachfrage da ist. Im Mai 2017 erwachte ich dann eines Morgens und es war klar: Ich mache meinen Weg mit dem eigenen Tanzstudio.
Der Weg in die Selbstständigkeit war aber bestimmt keine einfache Entscheidung.
Es hat schon einiges an Mut erfordert. Aber ich habe meine ganze Energie in die Vorbereitungen gesteckt und fest an mich und das, was ich von Herzen gerne mache möchte, geglaubt. Anfang 2018 war dann die offizielle Eröffnung des Tanzstudios. Der Weg in die Selbstständigkeit ist zwar sehr hart, aber ich stehe jetzt am Morgen gerne auf und habe Freude. Ich kann mein Hobby mit der Arbeit verbinden und geniesse jede Stunde. Ich merke, wie die Kinder und Erwachsenen Spass haben in meinen Kursen. Das Interessanteste: Ich habe oft Herren, die sagen, sie können nicht tanzen und sie hätten zwei linke Füsse. Dennoch würden sie es gerne lernen. Aus diesen Leuten kann ich viel mehr herausholen, da sie es auch wirklich wollen, als aus jemandem, der zwar talentiert ist, aber quasi zu einem Kurs gezwungen wird. Ist der Wille da, kann man viel erreichen. So habe ich schon Dinge erreicht, bei denen ich selbst Gänsehaut gekriegt habe. Am meisten profitiert man natürlich in Privatstunden; ansonsten wird bei mir einfach in kleinen Gruppen gearbeitet. Dies nicht nur wegen der Qualität, sondern auch, weil die Räumlichkeiten nicht viel mehr zulassen. Auch wenn ich Ausschau nach einem Studio mit grösseren Räumen halte, möchte ich aber auch dann nicht in zu grossen Gruppen unterrichten.
In Ihrem Tanzstudio gibt es Kurse für jedes Alter. Was genau wird alles angeboten?
Das kreative Kindertanzen richtet sich an Kinder ab drei Jahren; dies in Begleitung eines Elternteils. Hier arbeiten wir viel mit Perkussionsinstrumenten, Chiffon-Tüchern, Bilderbüchern und Plüschtieren. Das Kind lernt zu vertrauen, sich zu bewegen und beispielsweise auch Motorik, Kreativität, Rhythmik, Bewegungsspiel und Koordination werden gefördert. Auch die Erziehung spielt eine Rolle – diese fängt bei mir schon bei der Garderobe an. Hier hat jedes Kind seinen eigenen Platz.
Etwa ab sechs bis acht Jahren – je nach Entwicklung – stehen dann Tanzstile wie Modern Dance, Ballett, Charaktertanz, Streetdance und HipHop zur Auswahl. Dies geht aufwärts bis ins Jugendlichen- und Erwachsenenalter. Für diese gibt es dann beispielsweise das Angebot Ladystyle. Hier geht es um lateinamerikanische und afrikanische Tänze. Aber auch Standardtänze, die einzeln geübt werden, schlussendlich aber auch als Paar getanzt werden können, sind im Angebot. Bei den Paartänzen unterrichte ich aktuell Kizomba, Bachata, Salsa, Discofox, Cha-Cha-Cha und Jive.
Ein spezielles Angebot ist das Ballett für Mütter und Neugeborene.
Der Kurs richtet sich an Mütter mit Babys ab zwei, drei Wochen. Die Mamis haben die Babys im Tragegurt und machen dabei einfache Ballettbewegungen. Für Mütter ist nach der Geburt ein Beckenbodentraining wichtig und durch diese Bewegungen kann man daran arbeiten. Die ganze Körpermuskulatur verbessert sich und für die Mamis ist es schön, wieder etwas zu machen und das Baby dabei haben zu können. Es ist schön zu sehen, dass das Baby die Bewegungen geniesst, mit dem Kopf ihrer Hand folgt und auch die Beinbewegungen wahrnimmt. Oft schläft das Kind auch ein, da der Kurs in ruhiger Atmosphäre durchgeführt wird.
Nebst all den tänzerischen Angeboten geben Sie auch noch Workouts.
Genau, hier handelt es sich um Gruppenfitness mit Muskelaufbau und Ausdauertraining. Neu habe ich noch Stretching ins Programm aufgenommen. Das wird oft unterschätzt und zu wenig gemacht. Daher gibt es jetzt noch ein separates Stretching-Angebot und dieses ist sehr beliebt.
Auf Ihrer Homepage ist ein Bild zu sehen, auf dem Sie als Choreografin vor einer ganzen Feuerwehrmannschaft stehen. Was hat es damit auf sich?
Das war in Trimbach. Ich wurde angefragt, mit der Mannschaft eine zweistündige Konditionsübung durchzuführen. Die Feuerwehrangehörigen trugen dabei die volle Atemschutzausrüstung. Sie kamen richtig ins Schwitzen, aber es war ein gutes Training und es hat mir sehr viel Spass gemacht. So etwas würde ich jederzeit auch gerne wieder mal machen.
Haben Sie sich die Tänze eigentlich alle selbst beigebracht?
Nein, ich habe mit 16 Jahren meine ersten Tanzstunden bei einer Jazz- und Ballettlehrerin besucht. Dort hatte ich bei der Eröffnung des Bareggtunnels auch meinen ersten grossen Auftritt. Danach wechselte ich ins Badener Tanzcentrum; dort habe ich alle Standard- und Lateintänze gelernt. Ich habe bis zu sechsmal wöchentlich trainiert.
Haben Sie nebst all den Kursen überhaupt noch Zeit, für sich selbst zu tanzen?
Ja und nein – die administrative Arbeit nimmt schon enorm viel Zeit in Anspruch. Ich widme mich vor allem noch dem Ballett und besuche Privatstunden. Dadurch kann ich mich auch heute noch weiterentwickeln. Ich habe aber auch Lehrer, die zu mir kommen, um noch etwas zu lernen. Das ist immer eine Ehre für mich und wir können so gegenseitig voneinander profitieren. Das Schöne am Tanzen ist ja, dass man nie ausgelernt hat. Im Tanz gibt es keine Grenzen.
Was sind für Sie die schönsten Momente als Tanzlehrerin?
Ich geniesse es, meine Tanzschüler glücklich zu sehen. Ihre Entwicklung zu sehen, ist für mich wirklich schön. Zudem bringen sie mich immer zum Lachen. Die familiäre Atmosphäre des Unterrichts trägt viel dazu bei. Durch meine Schüler komme ich auch immer wieder zu neuen Ideen und kann mich so selbst immer noch weiter entwickeln. Tanz und Musik sind des Weiteren gut für die Seele und es kann eine Art Therapie sein.
Interview: Chantal Siegenthaler