Inszenierte Objekte im Zusammenspiel
In der aktuellen Kunstausstellung in den Geschäftsräumen der Bader Büro Design AG in Langenthal zeigen Helen von Burg, Basel, und Norbert Eggenschwiler, Balsthal, bis am 9. Januar 2016 Bilder und Objekte zum Thema "fassbar unfassbar“.
„Für uns als Einrichter ist die enge Zusammenarbeit mit den Kunstschaffenden und die Gestaltung der Ausstellung sehr spannend. Zudem haben auch die Designer-Möbel des Schweizer Herstellers Vitra allesamt Geschichte geschrieben. Aus dem Zusammenspiel von Kunst und Möbelklassiker ergeben sich ganz andere Blickwinkel und neue Sichtweisen“, sagte Daniel Bader in seiner Begrüssung an der Vernissage und hielt fest, dass sich auch Helen von Burg und Norbert Eggenschwiler auf ein Experiment eingelassen hätten, ihre Werke in einer Möbelausstellung zu präsentieren. Insgesamt ein gelungenes Gesamtkunstwerk.
Unterschiedliche Kunstformen Umrahmt wurde die Vernissage von Danielle Witschi, die mit Variationen auf dem Toypiano überraschte, während Kunstvermittler Andreas Jahn die Besucher auf einen unterhaltsamen, faszinierenden Rundgang mitnahm, um ihnen die Kunst auf seine unnachahmliche Art zu vermitteln. Die Teilnehmenden liessen sich von seinem immensen Wissen, seinen Wortspielereien und seinem Enthusiasmus richtiggehend anstecken. „Wir befinden uns hier nicht in einer Galerie, wo man von einem Werk zum andern geht, sondern geniessen ein Stelldichein mit reizvoller Wechselwirkung. Aufgrund der unterschiedlichen Erzählform der beiden Künstler bleibt die Lesbarkeit offen“, betonte Andreas Jahn, der als Kunstvermittler im Zentrum Paul Klee und im Museum Franz Gertsch gearbeitet hat und erfolgreich Kurse, Kunstanlässe sowie thematische Studienreisen gestaltet. 2016 beispielsweise nach Chicago. Der Germanist attestierte der Ausstellung denn auch gelungene Korrespondenzen von Design mit Malerei und Bildhauerei.
Farben als vitale Kraft
Helen von Burg wurde 1959 in Fribourg geboren. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Basel, wo sie die Schule für Gestaltung absolviert hat. Prägend war ihre Lehre als Theatermalerin am Stadttheater Basel. In Milano besuchte sie die Kunstakademie Brera.
„Farbe lullt uns ein, malerisch und künstlerisch. Gewebtes und Gemaltes verbinden sich in Farbräume, welche die rhythmisch eingereihten Streifen und Linien in Emotionen, Klänge und Schwingungen versetzen“, kommentiert Andreas Jahn die Bilder von Helen von Burg und meint bezüglich eines Arrangements im Erdgeschoss: „Aus der Distanz, mit der Holzmaserung des Tisches und den Farben der Stühle ergibt sich eine spielerisch gelungene Gesamtbetrachtung.“
Basierend auf einer intuitiv entworfenen sinnlichen Geometrie stellt Helen von Burg Farben ins Zentrum ihrer Malerei. Sie führt diese in einem Wechselspiel von Oberfläche und Tiefe in vertikalen und horizontalen Strich- und Streifenkombinationen zusammen. „Ihre Kompositionen und Farbstreifen berühren, streifen unsere Gedanken“, sinniert Andreas Jahn.
Formbewusster Künstler
Norbert Eggenschwiler arbeitet seit 30 Jahren als freier Künstler. Inspiriert vom Naturstein entwickelte er schon früh seine eigene Formensprache. Der 54-jährige Steinbildhauermeister lebt und arbeitet in Balsthal.
Der Künstler verarbeitet die harte Oberfläche des Steins zu glatten Flächen, im Kontrast mit gerillten und eingekerbten Bereichen. In einem schimmernden Marmorkörper stecken kurze Nylonschnüre, welche die Haut als Gefühlsbarometer reflektieren. „Einige Objekte lehnen ihre Formen an archaische Vorbilder in der Natur an, wieder andere simulieren die Bewegung der Zeit oder spielen mit erotischen Elementen. Abstrakte Gebilde erinnern an fossile Muscheln und andere Versteinerungen. Lassen Sie sich davon berühren, aber bitte ‹Don’t touch›“, erklärt Andreas Jahn. Mit einer minimalistischen Auswahl von teilweise verfremdeten Objekten zeigt Norbert Eggenschwiler diverse Möglichkeiten auf, die seltsamen Waben oder einem mehrbusigen Objekt gleichen. Ist man nun entsetzt, belustigt oder gar philosophisch? Dazu der Kunstvermittler: „Die Dramaturgie stimmt und weckt Assoziationen, eigene Gedanken, unabwägbar oder eben ‹fassbar nicht fassbar›.“
Brigitte Meier