Aktionstag für Wiesel und Bauern
Grosser Arbeitseinsatz am Melchnauer Fluebergweiher bei Grossdietwil
Da freuen sich sowohl Wiesel wie auch die Bauern in der Umgebung des neuen Fluebergweihers nahe Grossdietwil. Sieben Wieselburgen wurden am Samstag von Mitgliedern der Vereine Lebendiges Rottal, Karpfen pur Natur und Smaragdgebiet Oberaargau vollendet.
Region Nachdem der Landwirt und Forstleute ausreichend Stämme und Äste lieferten, Vorarbeiten leisteten, damit das Holz gut zu Schichten war, schritt am Samstag eine bunt gemischte Helferschar vom Maurerlehrling, über Gemeinderätin, Biologin bis zum über achtzigjährigen Rentner zur guten Tat.
Die Asthaufen wurden mit gut geschützten, feudal ausgepolsterten Wohnkammern versehen. Mit einem gut verzahnten und mächtig aufgeschichteten Verhau wurden diese Nestplätze gut gegen natürliche Feinde gesichert. Und da die Haufen jeweils in weniger als 50 Meter Distanz zur nächsten «Burg» angelegt wurden, stehen die Chancen gut, dass sich ein Wieselweibchen zur Jungenaufzucht niederlässt. Wieselweibchen sind von Landwirten gern gesehene Helfer, vertilgt doch eine Wieselfamilie am Tag rund ein Dutzend Mäuse. Sie zählen zu den eifrigsten Mäusefeinden unserer Landschaft, jagen sie doch direkt in deren Gängen. Das ganze Areal wurde bereits bei der Anlage des Fluebergweihers mit Gräben, Steinstrukturen und Heckenpflanzungen durch Baufirma, Landwirt und Vereinsmitglieder ergänzt, dass eine Wieselmutter ausreichend Deckung für ihre Jagdstreifzüge findet. Selbstverständlich bieten die grossen Asthaufen auch vielen anderen Nützlingen wie Igel, Spitzmaus, Blindschleiche, Kröte oder Zaunkönig günstige Deckung.
Vorzeigebeispiel für Landwirte und Gartenbesitzerinnen
Die vielfältigen Gestaltungen um den Melchnauer Fluebergweiher dienen Landwirten und Gartenbesitzerinnen, den kommunalen Vernetzungsprojekten und dem Smaragdgebiet Oberaargau als Inspirationsquelle, wie unsere Landschaft und Siedlung für den Erhalt einer vielfältigen Biodiversität aufgewertet werden kann. Das Gebiet bietet der Bevölkerung dank einer Besucherzone tolle Naturerlebnisse. Ein nicht begehbarer Teil dient als Ruhezone, die sogar störungsempfindlichen Tieren eine Heimat bieten kann, wie z.B. dem Zwergtaucher oder dem Eisvogel.
Brutwand für den prächtigen Eisvogel
Für den Eisvogel wurde eigens eine Brutwand errichtet, da natürliche Ufernanrisse an Fliessgewässern heute selten geworden sind. Wenn in ein paar Jahren eine schützende Ufervegetation und Strauchschicht die Wand umrahmt, wird sich hier der Eisvogel zur Brut niederlassen können. Vom Besucherplatz aus sind dann Beobachtungen dieses prächtigen Vogels möglich. Zum Beispiel wenn er von Sitzwarten aus ins Wasser «sticht» und Wassertiere erbeutet. Für die Errichtung der Brutwand und weiterer Strukturen etwa für Wasserspitzmaus und Kreuzkröte sammeln die Vereine noch Sponsorenbeiträge. Informationen dazu finden Sie unter www.lebendigesrottal.ch
Hoher Besuch ist von den Aufwertungen begeistert
Nach dem Arbeitseinsatz wurden die Vereinsmitglieder und die Landeigentümer für deren weitsichtigen Einsatz und das Engagement für die Biodiversität gelobt. Der Verein Vogeldorf Alchenstorf und der Nationalratspräsident Andreas Aebi besichtigten die ökologischen Aufwertungen und den naturnahen Karpfenteich und waren begeistert. Der Nationalratspräsident dankte allen Beteiligten, die sich für ein solch grosses und wertvolles Aufwertungsprojekt ins Zeug legten. Er und die Vereinsmitglieder liessen sich gleich für ihr Projekt «Vogeldorf Alchenstorf» inspirieren. Sie werden die eine oder andere Massnahme mit Landwirten in ihrer Gemeinde umsetzen, wenn möglich auch einen grossen Teich für Störche und Wasservögel anlegen. Und sie Schritten auch gleich im Rottal zur Tat. Zusammen mit einer Delegation des Gemeinderats von Melchnau pflanzten sie mehrere Grosse Wiesenknöpfe. Mit dieser Futterpflanze kann hier die Lebensgrundlage für die Raupe des Dunklen Moorbläulings geschaffen werden. Denn diese stark gefährdete Art soll im Rahmen des Smaragdprojekts und der Vernetzungsprojekte wieder in weiten Teilen des Gebiets gefördert werden. Weitere Landwirte sollen zur Anlage solcher Lebensraumtrittsteine motiviert werden. Die Alchenstorfer werden jedenfalls gerne wieder vorbeischauen und weitere Naturperlen und Aufwertungen besichtigen kommen.
Karpfen ? ein besonderer kulinarischer Genuss aus dem Rottal
Krönender Abschluss des Tages war ein gediegenes Mahl: das Löwenteam in Melchnau kreierte eine kulinarische Überraschung mit den Karpfen von Karpfen pur Natur. Die Alchenstorfer konnten sich überzeugen, dass die Rottaler Karpfen ein wahrer Genuss sind. «Wunderbar, einfach köstlich» waren die begeisterten Worte von Andreas Aebi, wie auch der Vereinsmitglieder, die erstmals in den Genuss von so feinem Karpfen kamen. Die artgerecht und nachhaltig in naturnahen Teichen aufgewachsenen Karpfen können am kommenden Samstagabend, 27. November 2021 beim Karpfenschmaus, wie auch in den darauf folgenden «Regional und Wunderbar»-Wochen im Melchnauer Löwen genossen werden. Eine Anmeldung empfiehlt sich, und «es hät, solangs hät».
Weiter Informationen zum Projekt Karpfen pur Natur und zu den Karpfenessen: www.karpfenpurnatur.ch und www.loewen-melchnau.ch. Und zum Projekt Vogeldorf-Alchenstorf: www.vogeldorf.ch
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Text Manfred Steffen