Blickwinkel
Die Oltner haben das Nachsehen
Mit Moderna sind nun in der Schweiz nach Pfizer/Biontech bereits zwei Corona-Impfstoffe zugelassen. Diese Nachricht an sich ist sehr erfreulich; denn nur mit einer raschen Durchimpfung der Bevölkerung wird es gelingen, Covid-19 einzudämmen und wieder zum gewohnten Leben zurückzukehren. Lockdowns machen nicht nur Menschen krank, sondern sie ruinieren ganze Wirtschaftszweige. Das Licht am Ende des Tunnels ist deshalb für viele von existentieller Bedeutung.
Umso mehr staune ich über die Behäbigkeit, wie die Schweiz in die Impfkampagne gestartet ist. Zugegeben: 6 Millionen Menschen impfen zu lassen, ist eine gewaltige organisatorische und logistische Herausforderung. Doch es steht viel auf dem Spiel! Leider hat es der Staat versäumt, auf vorhandene und bewährte Konzepte aus der Privatwirtschaft zurückzugreifen. Und ein nationales IT-System für Anmeldungen zur Impfung hat der Bund erst Mitte Dezember in Auftrag gegeben.
Seit ein paar Tagen wird nun auch in der Schweiz geimpft; wenn auch erst auf Sparflamme. Im Kanton Solothurn sind drei Impfzentren geplant. Bereits seit wenigen Tagen geöffnet ist das Impfzentrum in Solothurn. Olten und Breitenbach müssen sich bis Anfang Februar gedulden.
Einmal mehr haben die Schwarzbuben und wir Oltnerinnen und Oltner das Nachsehen. Meine über 90-jährigen Grosseltern, die gesund sind und noch in ihrem Haus in Lostorf leben, müssen nach Solothurn fahren, um sich impfen zu lassen. Ohne die Unterstützung ihrer Kinder würden sie das nicht schaffen. Aber immerhin: sie haben einen der begehrten Impftermine ergattern können.
Ich bin mir bewusst, dass der Impfstoff vorerst knapp ist, aber ich frage mich trotzdem, ob man in einem so weitverzweigten Kanton nicht auch die anderen Regionen besser hätte miteinbeziehen können; denn die Fahrt nach Solothurn ist nicht für alle über 75-Jährigen, die in der ersten Phase aufgerufen sind, machbar. Ein Monat früher oder später kann aber über Leben und Tod entscheiden.
David Plüss, Parteipräsident FDP Olten