«Das Schulhaus 1912 ist ein Schmuckstück geworden»
Was hat die Gemeinde Lostorf im vergangenen Jahr bewegt? Wie geht es mit der Sanierung an der Hauptstrasse voran? Darüber und mehr spricht Gemeindepräsident Thomas A. Müller im Interview.
Thomas A. Müller, im vergangenen Jahr konnte mit der Einweihung vom totalsanierten Schulhaus 1912 ein grösseres Projekt abgeschlossen werden. Wie sind Sie zufrieden mit dem Endresultat?
Das Schulhaus 1912 ist ein Schmuckstück geworden. Vom Umbau können alle Beteiligten profitieren. Die Schülerinnen und Schüler erhalten zeitgemässe, grosse Klassenzimmer, Gruppenräume und eine Mediathek. Die Lehrpersonen profitieren von der modernen digitalen Technik in den Schulräumen und den grosszügigen Aufenthalts- und Vorbereitungsräumen. Auch die Bevölkerung erhält mit der neuen Aula und der Küche oder dem neu gestalteten Platz unter den Linden einen Mehrwert. Beim Umbau ist es gelungen, trotz aller Modernität den Charme des altehrwürdigen Schulhauses zu bewahren. Noch fehlen gewisse Umgebungsarbeiten, die nun in den nächsten Wochen folgen. Ausstehend ist auch noch die Schlussabrechnung. Gerechnet wird mit gewissen Mehrkosten gegenüber dem Kostenvoranschlag, da die teilweise marode Bausubstanz einen höheren Aufwand verursacht hat.
Auf welche weiteren Ereignisse in Lostorf in den letzten Monaten blicken Sie positiv zurück?
Es gab einige Projekte, die abgeschlossen oder zumindest entscheidend vorangetrieben werden konnten. So hat der Gemeinderat zusammen mit der Bevölkerung ein neues Leitbild «Lostorf 2035» erarbeitet, das nun die Basis für die weitergehende Planung des Gemeinderats bildet. Eingeführt wurde als neues Gremium eine «Geschäftsleitung», was sich bewährt hat und den Gemeinderat vom Tagesgeschäft weitgehend entlastet. Mit der neuen Software «Geschäftsverwaltung» kann auf den Versand von Papierunterlagen an den Gemeinderat vollständig verzichtet werden. Beschlossen wurde ein Internes Kontrollsystem (IKS), welches seit dem 1. Januar 2023 mithelfen soll, Risiken in der Verwaltungstätigkeit rechtzeitig zu erkennen, um Schäden möglichst verhindern zu können. In baulicher Hinsicht wurde die Dreirosenhalle renoviert (Beleuchtung und Technik). Beim Ersatz des Kindergartens «Kirchmatt» wurde der Standortentscheid gefällt. Mit dem neuen Standort Schulweg 1 kann der Kindergarten besser als bisher in die Schulanlagen integriert werden. Weiter haben wir das Friedhof- und Bestattungsreglement überarbeitet. Wir sind dem Verein Energiestadt beigetreten, haben die Überarbeitung des Naturinventars in die Wege geleitet, diverse Leistungsvereinbarungen mit den unterschiedlichsten Organisationen erarbeitet und für Jugendliche einen Instagram-Account eingeführt.
Das Lostorfer Stimmvolk hat 2022 die grossflächige Einführung von Tempo 30 deutlich abgelehnt. Sind damit auch punktuelle Massnahmen, etwa in Mahren oder an der Duschletenstrasse vom Tisch?
Auch wenn die Diskussionen rund um das Thema «Tempo 30» vor der Abstimmung gezeigt haben, dass die Vorlage einen schweren Stand haben wird, war die Deutlichkeit der Ablehnung mit 63.8 % Nein-Stimmen – die Stimmbeteiligung lag bei 60.4% – doch eher überraschend. Die vorgängigen Messungen auf den verschiedenen Strassen mit dem «Speedy» haben gut aufgezeigt, auf welchen Strassen regelmässig zu schnell gefahren wird. Der Gemeinderat wird in den kommenden Monaten prüfen, mit welchen Massnahmen die Verkehrssicherheit auf diesen Strassen verbessert werden kann. Punktuelle Massnahmen sind somit nicht vom Tisch.
Wer sich als Aussenstehender aktuell ein Bild von den Sanierungsarbeiten an der Hauptstrasse macht, könnte meinen, dass künftig nicht mehr ein kleiner Dorfbach, sondern ein Fluss durch Lostorf führen wird. Fällt der Hochwasserschutz nicht etwas gar grosszügig aus? Und wie schreiten die Arbeiten im Allgemeinen voran – läuft zeitlich und finanziell alles nach Plan?
Die zunehmende Besiedlung in Gewässernähe hat dazu geführt, dass der Hochwasserschutz kantonal vorgeschrieben ist. Verlangt wird, dass ein statistisch alle hundert Jahre eintretendes Hochwasserereignis vollständig durch den Bachlauf abgeleitet werden kann. Dies bedingt aufwendige bauliche Massnahmen. Die kantonale Wasserbaugesetzgebung schreibt zudem vor, dass der Hochwasserschutz nicht mehr allein durch Verbauungen erfolgen darf. Fliessgewässer sollen revitalisiert werden, was dazu führt, dass sie mehr Raum benötigen. Das neue Bachbett muss daher trotz den Mauern eine gewisse Breite aufweisen. Sollte der Lostorfer Bach daher bei einem Starkregen zu einem Fluss anwachsen, sollte dieses Ereignis ohne massive Schäden bewältigt werden können. In zeitlicher Hinsicht sind wir einigermassen auf Kurs. In finanzieller Hinsicht wird die Bacheindolung im Bereich des Dorfplatzes, die unerwartet ersetzt werden muss, zu gewissen Mehrkosten führen. Ob diese Mehrkosten anderweitig eingespart werden können, wird sich weisen.
Welche weiteren Herausforderungen galt es 2022 zu bewältigen?
Das Thema «Corona» hat uns auch im vergangenen Jahr zumindest in der ersten Jahreshälfte noch begleitet. Die Aufhebung der Massnahmen im Frühjahr 2022 hat in den Schulen, aber auch in der Verwaltung eine spürbare Entlastung gebracht. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise haben dann auch unsere Gemeinde gefordert. Es musste ein Massnahmeplan erarbeitet werden, der je nach Entwicklung hätte umgesetzt werden können. Glücklicherweise standen aber bis jetzt immer genügend Strom und Heizenergie zur Verfügung, so dass auf die Umsetzung von weitergehenden Massnahmen verzichtet werden konnte.
Welche Themen stehen 2023 auf der Gemeinde-Agenda?
Die Hauptstrasse Nord wird uns auch im neuen Jahr beschäftigen. Nach der Sanierung des unteren Teils und des Dorfplatzes wird in einem nächsten Schritt auch noch der obere Teil der Strasse saniert. Ab Herbst 2023 dürfte der Kanton mit der Sanierung der Stüsslingerstrasse beginnen. Die letzte grössere Strasse, die noch nicht saniert wurde, ist die Mahrenstrasse. Auch sie steht im nächsten Jahr auf der Agenda. Entscheiden wird auch hier der Souverän. Die Ortsplanung oder der Neubau des Kindergartens «Schulweg» sind weitere Themen, die uns im nächsten Jahr beschäftigen werden.
Aufgrund des stets grossen Interesses: Hat sich bezüglich der Zukunft des Bad Lostorf in den letzten 12 Monaten etwas getan? Wann fand letztmals ein Austausch zwischen der Gemeinde und der Eigentümerin statt? Und was halten Sie davon, wenn die Kultur- und Sportkommission einen kreativen Gestaltungswettbewerb für zwei neue «Thermalkurort-freie» Dorfeingangsschilder lancieren würde, damit die alten, unschönen Schilder ausgetauscht werden könnten?
Mit der Eigentümerschaft des Bads gibt es im Moment keinen regelmässigen Austausch. Die Gemeinde hat in erster Linie Kontakt mit möglichen Investoren. Ein Projekt wird im Moment auch vom Kanton näher geprüft. Bekanntlich ist der Weg von der Idee zur Realisierung weit und steinig. Daher ist es zu früh, hier weitere Auskünfte zu erteilen. Von der Idee, die Dorfeingangsschilder umzugestalten, halte ich nichts. Sollte es sich erweisen, dass beim Bad kein Thermalbad gebaut werden kann, werden die Schilder umgehend entsorgt.
Sie haben das letzte Wort.
Lostorf ist dank den unermüdlichen Aktivitäten von vielen Einzelnen eine tolle Wohngemeinde. Allen, die zum Wohl unseres Dorfes etwas beitragen, möchte ich auch an dieser Stelle herzlich danken!
Interview: David Annaheim