Ein Platz für die Platzger
Eine Randsportart hält in Fulenbach Einzug
Dieser Tage nimmt der Zielwurfsport-Verein «Fulebacher Platzger» den Trainingsbetrieb auf. Da die Sportart bisher vorwiegend im Kanton Bern ausgeübt wird, besteht Erklärungsbedarf.
Fulenbach Platzgen? Wer sich nun fragt, was das sein soll, steht mitnichten alleine da. Abgesehen vom Vereinspräsidenten war der Begriff auch den meisten Mitgliedern des im vergangenen Jahr gegründeten Vereins «Fulebacher Platzger» nicht geläufig. «Als ich im Bekanntenkreis fragte, ob jemand Interesse hätte, beim Verein mitzumachen, lautete die Antwort: ?Ich weiss zwar nicht, was es ist, aber ich mache mit?», lacht Präsident Philipp Liechti und löst sogleich auf, worum es sich beim Platzgen eigentlich handelt: «Die einfachste Beschreibung ist wohl eine Schweizer Version von Hufeisenwerfen.» Der Fulenbacher kennt die Wurfsportart, da er im Seeland aufgewachsen ist und «Platzgen» bis dato eigentlich nur im Kanton Bern gespielt wird.
Regelkunde
Die Platzge, eine gezackte Wurfscheibe mit rund 2 Kilogramm Gewicht, wird über eine Wurfdistanz von 17 Meter in den Zielbereich, das «Ries», geworfen. Letzteres ist ein mit Lehm gefüllter Stahlring mit einem Durchmesser von 1,4 m, der nach hinten um 25cm erhöht ist. In der Mitte befindet sich ein eiserner Stock, der «Schwirren», der rund 40cm aus dem Lehm ragt. Berührt die Platzge den Schwirren, gibt es die Maximalpunktzahl von 100 Punkten. Pro Zentimeter, welche die Platzge vom Schwirren entfernt zu liegen kommt, wird ein Punkt abgezogen. Die Spitzenleute werfen bei bis zu 10 von 30 Würfen die Maximalpunktzahl.
Sport: Ja. Spass: Oh ja!
Um an Anlässen teilnehmen zu können, muss ein Team von fünf Personen gestellt werden können. «Wir sind derzeit beim Minimalbestand», informiert Philipp Liechti. «Dementsprechend würden wir uns natürlich freuen, wenn die ein oder andere interessierte Person mal an einem Training vorbeischaut.» Trainiert wird in Fulenbach von April bis September, jeweils mittwochs um 19 Uhr, bei ordentlichen Witterungsverhältnissen. Im Verein und an den jeweiligen Anlässen komme der kompetitive Aspekt zwar nicht zu kurz, die Geselligkeit wird aber stets grossgeschrieben. «Ein Bierchen nach dem Spiel liegt sicher drin», schmunzelt der Vereinspräsident. Zudem gehe der Dank auch an die Gönner, Sponsoren und die Gemeinde, welche dem Verein die Realisierung der Anlage ermöglicht haben. Diese wurde in den vergangenen Tagen bei der nicht mehr benutzten Weitsprunganlage auf dem Sportplatz hinter dem Fulenbacher Feuerwehrmagazin fertiggestellt. Da Platzgen kein weit verbreiteter Sport ist, war der Anlagenbau dementsprechend eine Herausforderung für sich. Das Ries ist beispielsweise eine Spezialanfertigung eines Stahlbauers aus der Region. Zudem gibt es in der Schweiz nur eine Person im Berner Oberland, welche überhaupt Platzgen herstellt, rund 200 pro Jahr. Dabei wird jede Platzge individuell hergestellt, damit sie perfekt in die jeweilige Hand passt.
Mehr Infos finden Sie unter: fulebacherplatzger.ch
Von David Annaheim