Hier ist das ganze Jahr Weihnachten
Die Familie Wyss aus Härkingen produziert erfolgreich Weihnachtsbäume
In praktisch keinem Haushalt, in welchem Weihnachten gefeiert wird, fehlt er: der Weihnachtsbaum. In einer Zeit, in welcher das Leben in den eigenen vier Wänden ein besonderer Stellenwert einnimmt, sind die Bäume gefragter denn je. Ein Besuch bei Wyss Weihnachtsbaumkulturen, einem Familienbetrieb aus Härkingen.
Härkingen Während die meisten Besitzer eines Weihnachtsbaums ebendiesen spätestens nach dem 6. Januar entsorgen oder auf den Estrich stellen (sofern er künstlich ist), stehen die Nadelbäume beim Härkinger Patrik Wyss das ganze Jahr über im Fokus. 2003 haben seine Eltern, Peter und Margot Wyss, damit begonnen, die Aufzucht von Weihnachtsbäumen professionell zu betreiben. Heute ist es ein Vollzeitjob, wobei insbesondere in der Hauptsaison vor Weihnachten auf weitere Helfer gezählt werden darf. Die Käuferschaft variiert vom Privathaushalt über die Gärtnerei bis hin zum Grossist. «Bei den Grosskunden trudeln die Bestellungen teils schon im September ein», erzählt Patrik Wyss. «Das ist für uns gleichzeitig auch der Startschuss, um die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft zu starten, sprich die Bäume zu Kennzeichnen und etikettieren, welche wir verkaufen wollen. Je näher Weihnachten kommt, umso mehr verlagert sich der Verkauf dann hin zum Einzelverkauf vor Ort.» Aber nicht nur Grosskunden, auch Private können bereits ab Oktober vorbeischauen, um sich ihre Lieblingstanne mit einem gelben Band, beschriftet mit ihrem Namen, zu reservieren. Was gar nicht mal so einfach ist auf einer zwei Hektaren grossen Fläche voller Weihnachtsbäume. 2020 dürfte voraussichtlich ein gutes Jahr werden: «Von der Corona-Krise sind wir bis jetzt zum Glück nicht negativ betroffen», freut sich Patrik Wyss. Es zeichne sich sogar das Gegenteil ab. Da aufgrund der Pandemie mehr Zeit zuhause verbracht wird und sich die Menschen entsprechend wohl fühlen wollen, sei die Nachfrage nach Weihnachtsbäumen sogar leicht gestiegen. «Aber vielleicht schauen die Menschen auch einfach früher vorbei, um sich rechtzeitig einen Baum vor einem allfälligen Lockdown zu besorgen.»
Eine Wissenschaft für sich
Insgesamt produziert die Familie Wyss auf 14 Hektaren Weihnachtsbäume heran. Bis eine Nordmanntanne Wohnzimmerhöhe erreicht hat, dauert es zehn bis zwölf Jahre. Entsprechend viel Platz wird benötigt, um jährlich bis zu 10000 Tannen ernten zu können. Während der Wachstumsphase dienen die Weihnachtsbäume zudem einem weiteren Zweck: Ein Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet in zehn Jahren bis zu 145 Tonnen CO2 und produziert 105 Tonnen Sauerstoff. Ausser den kleinen Bäumen, welche aus Samen nachgezogen werden, wird nicht speziell gewässert. «Wir müssen jeweils darauf hoffen, dass das Wetter mitspielt. In trockenen Jahren kann es durchaus Ausfälle geben», so Patrik Wyss. Allerdings bewegen sich diese in einem kleinen Rahmen, dass es sich nicht lohne, ein aufwendiges Bewässerungssystem zu installieren. Um schön grüne und Volle Bäume zu erhalten, wird individuell mit Dünger nachgeholfen. «Sehr viel Arbeit macht im Sommer aber vor allem das Ausmähen, um die Bäume vom Graswuchs freizuhalten. Jede Fläche wird im Schnitt fünf Mal gemäht und bei 14 Hektaren kommt halt einiges zusammen.»
Da jeder Kunde stets den schönsten Baum für sich in Anspruch nehmen will, werden beim Pflegen der Bäume entsprechend auch Korrekturmassnahmen vorgenommen. «Insbesondere die beliebteste Tanne der Schweizer, die Nordmanntanne, hat den Drang, dass der Giebel zu stark nach oben wächst. Das heisst je weiter die Tanne in die Höhe wächst, desto grösser wird die Lücke zwischen den Zweigreihen. Deshalb gibt es eine spezielle Zange, mit der man die Rinde des Baumes gezielt einritzt, damit der Wachstum beschränkt und die Tanne auch nach oben hin fülliger wird. Weiter kommen Zweigregler zum Einsatz, um schiefstehende und unsymmetrische Astreihen auszubessern. Dennoch gebe es besonders im Privatverkauf Personen, die gezielt nicht nach perfekt ausbalancierten Bäumen Ausschau halten. «Es gibt Käufer, die beispielsweise einen einseitig herangewachsenen Baum suchen, damit sie diesen besser an die Wand stellen können. Zudem haben wir den Vorteil, dass wir den Grossteil unserer Bäume für den Privatverkauf nicht im Voraus fällen und der Baum somit auch ein Jahr länger stehen bleiben kann, um dann vielleicht einen Abnehmer zu finden.» Vereinzelt werden schwer verkäufliche Bäume auch dazu gebraucht, um einzelne Äste abzuschneiden und als Deck- oder Dekoäste zu verkaufen, damit sie trotzdem verwertet werden können.
Tipps für die Weihnachtsbaumpflege
Wie lange man einen Weihnachtsbaum im Haus stehen lassen sollte, hänge ganz von der Sorte und der Pflege ab, erklärt der Fachmann. «Ein Tipp, ist den Baum nicht direkt von der Kälte in die warme Stube zu stellen, sondern zuerst eine kurze Zeit in einem Raum oder an einem windgeschützten Platz zwischenlagern, in welchem der Temperaturunterschied nicht so gross ist, z.B. in der Garage. So kann sich der Baum besser an die neuen Bedingungen gewöhnen.» Wichtig sei zudem, den Baum ins Wasser zu stellen und den Stamm nicht anzuspitzen, damit die Rinde das Wasser gut aufnehmen könne.
Von David Annaheim