Schottische Musik aus Roggwil
Musik begleitet den Roggwiler Silas Bitterli bereits sein ganzes Leben. Normalerweise steht er als Frontsänger einer Progressive Metalband auf der Bühne, doch in den letzten zwei Jahren schlug er wegen seiner neuentdeckten Leidenschaft für schottisch-irische Folkmusik auch mal sanftere Klänge an.
Roggwil Die Musik war für Silas Bitterli ständig ein treuer Begleiter – mal härter, mal ruhiger, aber sie war immer präsent. «Bereits meine Mutter hat musiziert, da hatte ich meine ersten Berührungspunkte mit der Musik», erzählt der 34-jährige Roggwiler. «Ich war ein ziemlich hyperaktives Kind, doch ich habe schnell gemerkt, wie schnell ich jeweils zur Ruhe kam, wenn ich Gitarre gespielt habe. So kam es, dass ich später zu Gymi-Zeiten in einer Rockband gespielt habe. Rock war für mich ein sehr spannender und ausdrucksstarker Musiksstil, welcher mich immer fasziniert hat.»
Die Gitarre alleine reichte dem Roggwiler aber nicht mehr. «Mit ein wenig Anleitung und später mehrheitlich autodidaktisch lernte ich Klavier zu spielen. Mich hat in meiner Zeit in der Band auch immer interessiert, was der Bassist oder der Schlagzeuger machten – und wenn niemand im Bandraum war, habe ich diese Instrumente auch ausprobiert.» Seit seiner Gymnasiumszeit spielte Silas Bitterli immer wieder in verschiedenen Bands, mal als Sänger, mal als Gitarrist.
«Ich darf auch helfen bei der Metalchurch – den Metal-Gottesdiensten – die Stücke zu arrangieren. Es ist oft eine Herausforderung die Texte von klassischen Kirchenliedern mit der Musik zu arrangieren», erzählt er.
Neue CD kommt
Seit zweieinhalb Jahren hat Silas Bitterli jedoch noch eine andere musikalische Leidenschaft. «Ich habe eigentlich Kunst studiert und war einige Jahre später in Schottland unterwegs, um Fotos zu machen, da ich zuhause die Landschaften malen wollte.» Dabei kam er in einem Pub in Glasgow zum ersten Mal in Berührung mit der schottischen Folkmusik. «An dem Abend spielte eine Gruppe junger Leute von der dortigen Hochschule. Ich habe zugehört und es war einfach genial.» Im Verlauf seiner Reise kam er in ein kleines Dorf. «Der Ort hatte etwa 50 Einwohner und unter der Woche trafen sich die Leute im Pub, um gemeinsam zu musizieren – das hat grossen Eindruck auf mich gemacht, weshalb ich mich nach meiner Reise eingehend mit dieser Art Musik befasste.»
Mittlerweile schreibt Silas Bitterli unter dem Künstlernamen «Quirill» selbst englischsprachige Texte und macht die Musik dazu. «Es gibt in der schottischen und irischen Folkmusik ein gewisses Repertoire an Musikteilen, welche sich immer wieder neu kombinieren und mischen lassen, ähnlich wie beim Jazz.» Aber auch Covers sind ein wichtiger Bestandteil seines musikalischen Schaffens. «Möchte ich ein Stück covern, ist mir dabei wichtig, dass es musikalisch spannend ist und die Emotionen zu tragen vermag.»
Zu finden ist Silas Bitterlis Musik bei den Plattformen Spotify, Facebook und Youtube unter dem Namen «Quirill». «In ein bis zwei Monaten kommt eine neue CD heraus auf welcher elf Eigenkompositionen zu finden sind. Dafür habe ich auch ein umfangreiches Booklet mit selbstgemalten Bildern kreiert», verrät er. Während des Lockdowns hatte er Zeit diese auszuarbeiten, da elf Auftritte, für die er gebucht gewesen wäre, abgesagt wurden und ausserdem seine für das Frühjahr geplante Reise nach Schottland verschoben werden musste.
Livemusik und Ziele
Silas Bitterli spielt sehr gerne live. «Übt man zuhause für sich, bemerkt man seine Fortschritte gar nicht so. Erst wenn man dann vor Leuten spielt, ist sichtbar, wieviel man im Verlauf eines Jahres gelernt hat. Ausserdem ist das Musizieren in einem Pub sehr cool, weil es unterschwellig ist und die Leute für sich selbst entscheiden können, ob sie zuhören möchten» erklärt er. Einmal im Monat spielt der Roggwiler im Joker’s Pub in Herzogenbuchsee, aber er nimmt auch gerne an sogenannten «Sessions» in Bern, Fribourg, Solothurn, Langenthal, Burgdorf, Glarus und Herzogenbuchsee teil. «Spannend ist, dass man dabei immer andere Leute trifft und dann mit diesen zusammenspielt.»
Wie gut die Musik ankommt konnte er schon von einigen Zuhörern erfahren. «Die Rückmeldungen sind immer sehr positiv. Ein Erlebnis ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Ich war in Lausanne und machte Musik, als im letzten März der Lockdown stattfand. Daraufhin kam ein Ire zu mir, welcher nicht mehr ausreisen konnte und meinte, dass ich ihm den St. Patricks Day gerettet habe. Lustigerweise dachte er, dass ich ein Schotte sei. Das lag wohl an meinem Akzent beim Singen», schmunzelt Silas Bitterli.
Der Roggwiler hat zwei Ziele, wenn es um seine Musik geht: «Ganz toll wäre es, einmal mit erfahrenen Musikern bei einem Celtic Festival auf der Bühne zu stehen. Nicht wegen des Rampenlichts – sondern, weil ich sehen möchte, wie alles funktioniert. Das zweite Ziel wäre, wenn ich in einigen Jahren einmal in einem Pub im Ausland sitze, jemand einen Song spielt, den ich geschrieben habe, dieser aber nicht weiss, dass ich ihn geschrieben habe. Denn dann wüsste ich, dass ich es geschafft habe.»
Jessica Meier
Informationen: Die Musik von Silas Bitterli ist sowohl auf seiner Homepage quirill.ch als auch auf YouTube und auf der Musikplattform Spotify («Quirill») zu finden.