Fantasievolle Bilder statt brutaler Krieg
Die Ukrainerin Oleksandra Erastova präsentiert ihre Bilder in Winznau
Ende Februar floh die Ukrainerin Oleksandra Erastova vor dem Krieg in ihrem Heimatland – mit im Gepäck mehrere Dutzend Bilder, welche die 34-jährige Künstlerin nun in einer Ausstellung in der Winznauer Aare Galerie zeigt.
Winznau Die politische Lage sei schon geraume Zeit angespannt gewesen, weshalb Oleksandra Erastova bereits im Dezember mit den Vorbereitungen für ihre Flucht begonnen habe, wie sie erzählt: «Da der Konflikt aber kaum in unseren heimischen Nachrichten thematisiert wurde, haben viele nicht geglaubt, dass es tatsächlich so weit kommen würde.» Sie hingegen, welche sich unter anderem über britische und amerikanische Medien informierte, habe schon früh damit gerechnet: «Für mich war überdies klar, dass ein Angriff erst nach Ende der Olympischen Winterspiele erfolgen würde», erinnert sich Oleksandra Erastova zurück. Sie sollte Recht behalten: Am 24. Februar erfolgte Russlands Überfall auf die Ukraine, einen Tag später floh die gebürtige Kiewerin gemeinsam mit ihrer Mutter und Katze im Auto über die Grenze nach Polen.
Wohin mit der Katze?
Eine weitere Station auf der Flucht stellte die Tschechische Republik dar: «Hier wollte ich aber nicht bleiben – auch aufgrund der geografischen Nähe zu Russland», kommentiert die Künstlerin. So ging die Reise weiter, und am 1. März kamen die Erastovas schliesslich in Basel an, wo sie heute auch leben. Dass Oleksandra Erastova nun die Gelegenheit hat, ihre Kunst in der Winznauer Aare Galerie zu zeigen – daran sei gewissermassen auch ihre Katze schuld: «Wir konnten mit der Katze nicht ins Asylzentrum, und so wurden wir nach Zürich zum Tierheim des hiesigen Tierschutzes geschickt», erzählt die Ukrainerin. «Ich war erschöpft von der Flucht, und die Ungewissheit, was mit meiner Katze passieren würde, hat mich sehr belastet.» Doch sie hatten Glück: Katze Paris konnte als Feriengast im Tierheim aufgenommen werden und war sogar der Auslöser, dass mit anderen Heimen in Koordination mit den Asylzentren 100 Pflegeplätze für Hunde und Katzen von geflüchteten Menschen geschaffen wurden. «Der ‹Blick› hat über uns geschrieben, und so sind Urs Voser und Beatrice Gugliotta, die Inhaber der Aare Galerie, auf mich und meine Bilder aufmerksam geworden und mit mir in Kontakt getreten.» Sie sei unglaublich dankbar, diese Chance bekommen zu haben und hoffe, einige Werke verkaufen zu können. Mit dem Erlös habe sie bereits konkrete Pläne. Die Ausstellung dauert noch bis am 29. Mai (siehe Infobox); vergangenen Samstag fand die Vernissage mit einem von der Raiffeisen Bank Winznau gesponserten Apéro statt.
Ähnlichkeiten mit Tieren
Auch in den Bildern der gelernten Grafikdesignerin sind Tiere omnipräsent: Die Ukrainerin malt Menschen als Tiere und interpretiert mitunter auch bestehende Bilder neu, wie beispielsweise die Mona Lisa. «In meinen Augen haben wir Menschen viele Ähnlichkeiten mit Tieren. Ich sehe es etwa bei meiner Katze sehr deutlich – sie kann eifersüchtig, wütend, beleidigt, aber auch glücklich sein», nennt die Künstlerin ein Beispiel. Auch ziehe sie viel Inspiration aus den Persönlichkeiten verschiedener Menschen – wie zum Beispiel von Marilyn Monroe, sagt Oleksandra Erastova, während sie auf ein Bild zeigt, auf dem die Schauspielikone dem Betrachtenden mit dem Gesicht einer Katze entgegenschaut.
Rückkehr ist kein Thema
Nach ihren Plänen für die Zukunft gefragt, antwortet die 34-Jährige: «Ich habe vor, in der Schweiz zu bleiben. Es gefällt mir hier sehr gut – die Natur, die Leute, das gute Essen.» Aufgrund der politischen Lage sei eine Rückkehr in ihre Heimat aktuell kein Thema, wie sie anfügt: «Ich fühle mich in der Schweiz sicher, was mir sehr wichtig ist.» Als Nächstes wolle sie Deutsch lernen und könne sich auch gut vorstellen, wieder als Grafikdesignerin zu arbeiten.
Text Lars Gabriel Meier