Wenn Linien zum Leben erwachen
Offenes Atelier Winter 2020/21 bei Judith Nussbaumer
Die Künstlerin Judith Nussbaumer veranstaltet aktuell in ihrem Atelier in Wolfwil das «Offene Atelier Winter 2020/21». Noch bis Ende März können sich Interessierte nach einer Voranmeldung die neusten Werke der Fulenbacherin anschauen.
Wolfwil Das Jahr 2020 brachte für Judith Nussbaumer sowohl Positives als auch Negatives mit sich. «Es wurden zwar alle Ausstellungen abgesagt, aber ich hatte dafür Zeit, in meinem Atelier kreativ zu werden», erzählt sie. Dabei schuf die Fulenbacherin eine grosse Vielfalt an Werken. «Aufgrund der ausgefallenen Ausstellungen kam mir die Idee, ein Offenes Atelier zu veranstalten. Mein Atelier ist genügend gross, dass ich vier Besucher zur gleichen Zeit empfangen und mit einem Schutzkonzept die Gesundheit aller gewährleisten kann. Ich habe auf meiner Homepage einen Kalender eingerichtet, in welchen sich Interessierte mit ihren Personalien an ihrem Wunschtag zu ihrer Wunschzeit eintragen können.» Das Konzept bewährte sich bisher gut. «Die Besucher, welche ich bis jetzt empfangen durfte, waren hell begeistert und fanden das Ganze eine gute Idee. Für mich bringt das Offene Atelier in dieser Form auch Vorteile. Dadurch, dass nur wenige Besucher aufs Mal erscheinen, kann ich mir Zeit für diese nehmen und ihnen gerecht werden.»
Neuste Kreationen
An der aktuellen Ausstellung im Rahmen des Offenen Ateliers präsentiert Judith Nussbaumer insbesondere ihre neusten Kreationen: Ölbilder, welchen durch geschwungene Linien Leben eingehaucht wird. Dabei konzentriert sich die Künstlerin insbesondere auf den Hintergrund. «Ich lege sehr viel Wert auf diesen, in dem ich viele Schichten übereinanderlege ? dadurch wird ein Bild für einen Betrachter spannend.» Einige dieser neuen Bilder liess Judith Nussbaumer in einer limitierten Auflage auf hochwertige Karten drucken und bietet diese exklusiv in ihrem Atelier zum Verkauf an. Die Fulenbacherin beschränkt sich bei der Ausstellung jedoch nicht nur auf ihr aktuellstes Schaffen, sondern zeigt auch Werke aus den vergangenen Jahren, wodurch bei einem Rundgang durch das Atelier für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Abstrahierte Natur
Judith Nussbaumer ist eine Künstlerin, welche gerne breit abgestützt arbeitet. Zumeist wählt sie sich ein Oberthema, in welches sie sich in der Folge vertieft und auf verschiedene Weise herausarbeitet. Die Fulenbacherin malt vorwiegend mit Ölfarbe auf Leinwand, aber lässt das Wetter es zu, schweisst sie bei sich zuhause auch Plastiken, welche ihr Thema aufgreifen. Dabei nimmt sie gerne alte Gartengeräte und Werkzeuge und gibt diesen eine komplett neue Form. Ihren eigenen Stil kann die Künstlerin durch die Vielschichtigkeit nur schwer kurz in Worte fassen, doch sie folgt einfach dem, was sie bewegt, anregt und interessiert und ihre eigene Art und Weise. «Ich bewege mich zwischen dem Zwei- und Dreidimensionalen, das regt und inspiriert sich und mich gegenseitig an. Das bringt mich in beiden Ausdrucksweisen dem näher, was ich damit zeigen und aussagen will.» Inspirieren lässt sich Judith Nussbaumer gerne in der Natur. «Ich bin auf dem Land aufgewachsen und die Natur begleitete mich mein Leben lange.» So hatte sie vor zwei Jahren in und um die Kirche Härkingen eine grosse Einzelausstellung und stellte dort ihre Werke unter dem Thema «Lustwandeln» aus. Inspiration dazu fand sie in einer vertrockneten Maiswurzel, welche sie auf einem Spaziergang fand. «In meinen Bildern und Objekten spiegelten sich dadurch Themen wie «Zerfall», «Vergänglichkeit», «Auflösung» und der Kreislauf der Natur wider. Deshalb finde ich den Herbst auch eine so spannende Jahreszeit, es entsteht so viel Inspirierendes, wenn die Pflanzen verwelken.» Auch wenn die Künstlerin das vergangene Jahr sehr genoss, um ihrer Kreativität in aller Ruhe völlig freien Raum zu lassen, freut sie sich auf die Zeit, wenn die aktuelle Virussituation der Vergangenheit angehört. «Die ungezwungenen Begegnungen mit meinen Mitmenschen fehlen mir schon langsam», sagt sie bedauernd. «Deshalb hoffe ich schon, dass noch einige Besucher den Weg zu mir ins Atelier finden.»
Von Jessica Meier