Johanna Bartholdi
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Sigristin Mara Meier vor der Oltner Stadtkirche St. Martin, in der sie regelmässig am Sonntag die Gottesdienste vorbereitet.
Bild: da
Wenn die Kirchenglocken den sonntäglichen Gottesdienst einläuten, hat Mara Meiers Arbeitseinsatz als Sigristin der Christkatholischen Kirchgemeinde Region Olten schon längst begonnen. Der Nebenjob bereitet der hauptberuflichen Autorin viel Freude.
Olten Geboren in Zürich, aufgewachsen im ausserrhodischen Trogen, ist Mara Meier bereits in jungen Jahren nach Chile ausgewandert, wo sie Botanik studierte. Als sie schliesslich in die Schweiz zurückkehrte, liess sie sich in der Stadt Solothurn nieder, wo sie als Bibliothekarin in der Zentralbibliothek arbeitete. Mittlerweile ist sie jedoch nicht länger damit beschäftigt, Bücher zu katalogisieren, sondern hauptberuflich als Autorin tätig. Letzteres sei mitunter ein Grund, weshalb sie nebenamtlich seit rund eineinhalb Jahren als Sigristin bei der Christkatholischen Kirchgemeinde Region Olten arbeitet. «Bücher schreiben ist zwar ein schöner, aber oft auch einsamer Job», erzählt Mara Meier. «Man sitzt am Schreibtisch und ‹plagt› sich mit seinem Text herum.» Die nebenamtliche Arbeit als Sigristin biete Mara Meier daher eine passende Abwechslung: «Ich mache etwas Konkretes, habe mit Menschen zu tun und ich spürte von Beginn weg die Wertschätzung, die mir entgegengebracht wird.»
Ihre Tätigkeit als Sigristin fasst sie wie folgt zusammen: «Ich schaue, dass alle Beteiligten alles haben, was sie brauchen.» Die Bücher und Liederzettel müssen für die Kirchgänger bereitstehen, wo nötig wird ein Sitzkissen zur Verfügung gestellt. Auch die Gewänder und Gerätschaften für den Pfarrer müssen beispielsweise vorbereitet werden. Weiter muss die Induktionsschleife für Menschen mit Hörgeräten angeschaltet sein und mit den Lektoren werden die passenden Licht- und Tonverhältnisse besprochen. «Es erinnert mich ein wenig an die einstige Arbeit einer meiner Söhne, der als Theatertechniker gearbeitet hat», schmunzelt Meier.
In Stress gerät Mara Meier während ihrer Einsätze aber nie: «Zu Beginn herrschte natürlich eine gewisse Unsicherheit: Habe ich an alles gedacht? Denn es gibt zahlreiche, kleine Arbeiten zu erledigen. Die Angst war aber unbegründet, denn es gibt eine gute Checkliste, die ich mittlerweile auswendig kenne. Falls doch noch ein Wunsch offen sein sollte, kann man zudem immer noch miteinander reden. Und wenn etwas nicht wunschgemäss funktioniert, muss halt improvisiert werden.»
Aber welchen Bezug hat die Autorin aus Solothurn eigentlich zur Christkatholischen Kirchgemeinde? «Mein Lebensgefährte ist Organist in der Stadtkirche und ich habe ihn jeweils begleitet. Dadurch erfuhr ich über den Umstand, dass die Kirchgemeinde zwar Sigristen hat, jedoch zu wenige», erklärt Mara Meier. «Denn es braucht jeden Sonntag sowie an weiteren Terminen wie Beerdigungen Personen, welche die entsprechenden Arbeiten verrichten.» Als sie schliesslich die Kirchgemeindepräsidentin Monique Rudolf von Rohr fragte, ob Bedarf vorhanden sei, wurde sie mit offenen Armen empfangen.
Aktuell besteht das Sigristen-Team aus zwei Personen, da jemand aufgehört hat und eine weitere Person krankheitsbedingt ausfällt. «Die Idee ist, dass wir künftig wieder vier, fünf Personen sind, um den Arbeitsaufwand besser verteilen zu können», so Mara Meier. Um der Arbeit nachzugehen, müsse man nicht zwingend der Kirchgemeinde angehören. «Für mich hat es aber dennoch eine spirituelle Seite», erklärt sie und führt aus: «Während des Gottesdiensts selbst habe ich ja nicht viel zu tun und ich habe Zeit, mir die Lesungen in aller Ruhe anzuhören und über die Liedtexte nachzudenken.» Gleichzeitig helfe ihr der Einsatz in der Kirche gelegentlich auch bei ihrer Arbeit als Autorin: «Es kam schon vor, dass ich bei einem Text nicht weitergekommen bin. Als ich dann still einem Gottesdienst beiwohnte, hat sich der Knopf plötzlich gelöst und ich fand eine mögliche Lösung.»
Demnächst ist Mara Meier in der Dreitannenstadt übrigens nicht nur in der Stadtkirche anzutreffen: Ihr neues Buch «Solange es noch Tag ist» über Walter Trösch, der 1905 in Olten die Arbeiterzeitung «Neue Freie Zeitung» gründete, feiert am 12. November im Kunstmuseum Olten Vernissage. Dort steht Mara Meier dann für einmal selbst im Rampenlicht.
Wer Interesse hat, als Sigristin oder Sigrist mitzuwirken (die Einsätze werden entlöhnt), kann sich jederzeit bei der Christkatholischen Kirchgemeinde Region Olten melden.
David Annaheim
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