Daniel Frey
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Seit heute ist im Oltner Haus der Fotografie die neue Ausstellung «Interpretations» von Julia Fullerton-Batten für die Öffentlichkeit zugänglich. Bis die Bilder schlussendlich aber an der Wand hängen und bestaunt werden können, ist wesentlich mehr Vorarbeit notwendig, als nur ein paar Nägel in die Wand zu schlagen.
Olten Im März 2021 wurde das Haus der Fotografie in Olten eröffnet. Seither ist auch Isabelle Bitterli Leiterin des Hauses, welche zuvor das Restaurant Salmen geführt hatte. «Nach einem Burnout bin ich sehr spontan hier gelandet und hatte keine Ahnung, was mich erwartet», erinnert sie sich. Daher machte sie eine Schnupperlehre im Haus der Museen, in welchem sie Einblicke in die Prozesse zur erfolgreichen Durchführung einer Ausstellung erhielt, und absolvierte zusätzliche Weiterbildungen. «Kunst war für mich aber schon immer ein grosses Thema, da meine Wurzeln im Bereich Grafik und Werbung liegen; es war eine Spur weit ein Nachhausekommen.» In diesem Zuhause ist Bitterli mit viel Herzblut bei der Sache, was auch eine Grundvoraussetzung ist. Denn reich wird sie mit der Arbeit nicht,zumindest nicht an Geld: «Das Schöne an diesem Job ist, dass ich praktisch jede Woche etwas Neues dazulerne, was total spannend ist. Fast alle des Kernteams, wie Christoph Zehnder, Remo Buess und ich, sind in puncto Ausstellungen Quereinsteiger.» Daher sei man auch froh über die Unterstützung einiger Profis, die mit im Boot sitzen. Zum Beispiel über jene von Sandra Winiger, welche an der Zürcher Hochschule der Künste unterrichtet sowie über jene von Kuratorin Miriam Edmunds.
Doch wo Leidenschaft im Spiel ist, werden oft auch Leiden geschaffen: «Wir haben sehr hohe Ansprüche und wollen Top-Qualität bieten. Das heisst aber auch, dass wenn bei der Ausstellungsvorbereitung nicht alles nach Plan läuft, wir notfalls bis in die Nacht hinein oder zwei, drei Wochen am Stück arbeiten, bis wir zufrieden sind.»
Vorausplanen ist für das Haus der Fotografie nur bedingt möglich, da das ehemalige Naturmuseumsgebäude lediglich zwischengenutzt wird. Die Zukunft des Gebäudes – beziehungsweise der neue Standort des Kunstmuseums – ist noch in Planung. «Ursprünglich war vorgesehen, dass wir bis Ende 2023 hierbleiben können; inzwischen wurde unser Gastrecht von der Stadt um ein Jahr verlängert. Nun sieht es danach aus, dass es noch ein bisschen länger dauern könnte», so Isabelle Bitterli. Ein normales Ausstellungshaus könne drei bis vier Jahre im Voraus planen. «Bei uns erfolgen die Anfragen jeweils sehr kurzfristig, was allerdings auch unserem Wesen entspricht, da wir immer sehr spontan reagieren und stets irgendwo ein Feuer am Löschen sind.» Das Problem dabei sei jedoch, dass die Vorlaufzeit oft nicht genüge, um Stiftungen sowie den Kanton für Gelder anzufragen.
Geht es darum, sich Gedanken über die nächste Ausstellung zu machen, werden verschiedene Kriterien berücksichtigt: «Wir versuchen zwischen Mann und Frau abzuwechseln und auch eine grosse Bandbreite der Fotografie zu zeigen; aktuell zeigen wir Kunstfotografie. Ein andermal wird ein ernsteres Thema mittels Dokumentar-Fotografie aufgegriffen, wie es bei Hannes Schmid mit seinem Kambodscha-Projekt oder mit Magnum der Fall war. Aufgrund der kurzfristigen Planung sind uns aber gewisse Grenzen gesetzt, genauso aufgrund des vorhandenen Budgets.» Letzteres falle verhältnismässig klein aus. «Mit guten Besucherzahlen können wir die Ausstellungskosten plus minus wieder ausgleichen, wobei hier die Kosten für die Helfenden, z.B. Studierende, Werbung und Weiteres noch nicht miteinberechnet sind», informiert Bitterli. «Wir sind sehr dankbar, dass uns die Stadt die Miete erlässt, ansonsten wäre es noch schwieriger.» Entsprechend sei man auch stets froh über private Unterstützung.
Beim Kernteam des Hauses machen alle jenes, was sie am besten können. «Christoph Zehnder kümmert sich um die Finanzen, Planung und Kommunikation, Remo Buess um Technik und Ticketing und ich bin für das Haus und dafür verantwortlich, dass die Bilder so gut wie möglich zur Geltung kommen. Letzteres sei jeweils auch ein Zusammenspiel mit der ausstellenden Person und der zuständigen Kuratorin. Kreativität darf dabei nicht fehlen, damit der Ausstellungsbesuch als Erlebnis daherkommt: Vor einem Strandfoto hat Bitterli beispielsweise einen Strand nachgebaut. Dazu besorgte sie bei der Firma Dörfliger in Egerkingen einige Kisten Sand. «Als ich schliesslich die erste Kiste auf den Boden leerte, staunte ich nicht schlecht, dass die Menge nirgendwo hinreicht.» Da 20 weitere Kisten besorgen keine Option war, baute Bitterli in der Folge aus Styropor einen unebenen Boden nach und verteilte den Sand ganz einfach darüber. Irgendwo tauche immer ein neues Problem auf. Unter anderem habe sich herausgestellt, dass einzelne Bilder angefangen haben, sich zu wellen, da die Qualität der gemieteten Rahmen ungenügend war. Ersatz musste her.
Nebst der eigentlichen Ausstellung werden in den kommenden Wochen Führungen, Workshops und mehr angeboten. «Das ganze Programm muss entsprechend geplant werden, was ein grosser Aufwand ist. Hier unterstützt uns Sandra Winiger, indem sie Schulen anschreibt und spannende Workshops plant», so Isabelle Bitterli.
Während bei Kunstausstellungen mit gemalten Bildern oder Skulpturen in der Regel Originale gezeigt werden, ist dies bei der Fotografie nicht immer der Fall. Was also hängt schlussendlich genau an den Wänden im Haus der Fotografie? «Einerseits gibt es fixfertige Ausstellungen, zum Beispiel ‹Beyond Fashion›, welche vor uns schon in Peking und Südkorea gezeigt wurde. Die Werke werden uns in diesem Fall in Holzkisten verpackt angeliefert», erzählt Isabelle Bitterli. «Bei Julia Fullerton-Batten war wiederum gar keine fertige Ausstellung vorhanden. Sie hat uns deshalb die Daten digital übermittelt, damit wir die Prints in der Schweiz drucken lassen konnten.» Gleich wurde in der Ausstellung von Martin Parr mit der Foto-Serie über Olten vorgegangen. «Als die Ausstellung beendet war, mussten wir die Bilder dann leider wieder zerstören und mit einem entsprechenden Beweisfoto belegen», schmunzelt Bitterli. Das Copyright verhindere entsprechend, dass man im Anschluss einen Ausdruck zu Hause in den eigenen vier Wänden aufhängen darf. «Aus diesem Grund wurden bei der aktuellen Ausstellung die Fotos auch nicht auf Aluminiumplatten aufgezogen, da es ein ökologischer Unsinn wäre, da wir die meisten Platten anschliessend wieder vernichten müssten.»
Nun aber freut sich Bitterli darauf, möglichst viele Interessierte im Haus der Fotografie zur neuen Ausstellung begrüssen zu dürfen und hofft auch, bei möglichst vielen Führungen die spannenden Geschichten zu den Werken erzählen zu dürfen. Auch wenn die Vorbereitungsarbeiten dazu mal wieder in einem wortwörtlichen «Fotofinish» gemündet haben.
David Annaheim
Was: «Interpretations» von Julia Fullerton-Batten. Wo: Haus der Fotografie, Kirchgasse 10, Olten. Wann: bis 4. Februar 2024. Mittwoch: 11 – 18 Uhr, Donnerstag bis Freitag: 14 – 18 Uhr, Samstag & Sonntag: 11 – 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene Fr. 15.–, Studenten&Rentner: Fr. 10.-; Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre: gratis. Weitere Infos: www.ipfo.ch
Julia Fullerton-Batten entführt mit ihrem unverwechselbaren Stil in die faszinierende Welt des visuellen Erzählens. Sie ist bekannt für ihre kreativen und oft ungewöhnlichen Schauplätze, die an grosse Filmproduktionen erinnern. Sie versteht es meisterhaft, auf der Strasse gecastete Models in ihren Bildern einzusetzen und sie mit einer filmischen Beleuchtung und üppigen Requisiten zu inszenieren. Dabei bildet sie oftmals bedeutende geschichtliche Ereignisse nach. Diese Elemente sind die Grundbausteine ihrer Kunst und schaffen eine einzigartige visuelle Spannung, welche die Betrachtenden in den Bann ziehen. Durch das Spiel mit Licht und Schatten, Perspektiven und Kompositionen gelingt es Julia Fullerton-Batten, ihren Werken eine geheimnisvolle Atmosphäre zu verleihen und die Betrachtenden dazu einzuladen, verborgene Geschichten und tiefere Bedeutungen in ihren Fotografien zu entdecken.
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