Martin Richiger
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Im Fliegermuseum in Bleienbach wurde am vergangenen Samstag eine Nieuport 23 C-1 auf den Namen «Egerkingen» getauft. Nach der «Langenbruck» ist es bereits das zweite Kriegsflugzeug aus dem Jahr 1917, welches Isidor von Arx aus Egerkingen und Kuno Schaub in ihrer Freizeit originalgetreu nachgebaut haben.
Egerkingen/Bleienbach Seit nunmehr 25 Jahren arbeiten Kuno Schaub und Isidor von Arx an ihrem Projekt «Nieuport Memorial Flyers», welches zum Ziel hat, drei Jagdflugzeuge des Typs Nieuport 23 C-1 aus dem Jahr 1917 nachzubauen. Den erfolgreichen Erstflug der ersten Maschine, der «Langenbruck», durften die beiden im Oktober 2020 feiern. Nun stand am Samstag, 26. Oktober, die Taufe der zweiten nachgebauten Nieuport im Fliegermuseum in Bleienbach an.
Als Taufpatin der auf den Namen «Egerkingen» getauften Maschine stand Egerkingens Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi im Einsatz, die von einem «historischen Ereignis» sprach: «Fünf solche Flieger standen bei der Schweizer Armee bis 1921 im Einsatz. Zudem gibt es auch einen Bezug zu unserer Region: Oberleutnant Oskar Bider aus Langenbruck war einer der Fluglehrer, welcher die Piloten damals ausgebildet hatte.» Historisch sei aber auch jener Entscheid vor 25 Jahren gewesen, als ein Schweizer Kunstflugmeister (von Arx) und ein Geigenbauer (Schaub) das Projekt, solche Flieger nachzubauen, in Angriff nahmen. So handle es sich beim Motor des Täuflings um ein Original, der im April 2023 nach der Restauration erstmals wieder zum Laufen gebracht wurde. Die Fliegertaufe, so Bartholdi, möge sinnbildlich auf Egerkingen abfärben: «Eine Gemeinde, die zu Höhenflügen fähig ist und dafür nicht zwingend die neusten technischen Errungenschaften benötigt, dafür Handwerk, Können und Menschen, die an Visionen glauben und diese auch umsetzen können.
Der Name «Egerkingen» wurde übrigens für die zweite Maschine gewählt, da das Projekt vor einigen Jahren einerseits eine grosszügige finanzielle Unterstützung der Gemeinde erhielt und Isidor von Arx eng mit dem Dorf verbunden ist, da er selbst dort lebt.
Erstmals abgehoben ist die «Egerkingen» bereits im Mai dieses Jahres. «Die Anspannung war dieses Mal natürlich nicht mehr so gross wie beim ersten Flieger», erklärt Isidor von Arx. «Zudem haben Kuno und ich jede Schraube selbst angezogen und jede Naht selbst genäht. Da hat man entsprechend einen ganz anderen Bezug dazu und weiss sofort, weshalb der Flieger vielleicht manchmal ein bisschen hart reagiert.» Dass das Vertrauen in die eigene Baukunst gross ist, zeigt sich auch daran, dass sich im Flieger kein Rettungsfallschirm befindet. Der Grund ist simpel: Es fehlt schlichtweg der Platz im spartanisch ausgestatteten Cockpit.
Wie geht es nun weiter, nachdem die «Egerkingen» ihren Namen erhalten hat? «Die dritte Maschine besteht derzeit aus einzelnen vorgefertigten Elementen: Flügel, Rumpf, Fahrwerksteile – alles ist vorhanden», erklärt Isidor von Arx. «Solange aber nicht klar ist, wo eine allfällige dritte Maschine untergebracht werden kann, stellt sich die Frage: Wollen wir sie überhaupt bauen?» Deshalb sei man mit der dritten Maschine entsprechend zögerlich unterwegs und hat sie aktuell als Kit-Bausatz ausgeschrieben. Sprich: Wenn jemand daran Interesse bekunde, wären sie auch nicht traurig. Die erste Maschine, die «Langenbruck», wurde inzwischen nach Gruyère zu einem guten Freund von Isidor von Arx und Kuno Schaub gezügelt, welcher das Flugzeug nun betreibt.
Ein grosses Highlight ist im kommenden Jahr jedoch bereits rot in der Agenda eingetragen. Im Sommer darf Isidor von Arx mit der «Egerkingen» an zwei grossen Flugshows in England fliegen. Für den Transport müssen dazu entsprechend Flügel und Leitwerk wieder auseinandergenommen werden. Weitere Fronarbeit also, die sich zu den bisher rund 13'000 Arbeitsstunden hinzugesellt, welche er und Kuno Schaub bisher in ihr Leidenschaftsprojekt investiert haben. Aber wie sagen die beiden so schön: «Wir sind dafür nicht im Turnverein.»
Mehr Infos zum Projekt:
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