Martin Richiger
Die neue Gruppe "Burg-Geischter" will der Gemeinde Obergösgen mit Arbeitseinsätzen etwas…
Linus Walter, Präsident des Oensinger Schachklubs, spielte, da sich die Mitglieder nicht live treffen konnten, oftmals mit dem Vizepräsidenten Kurt Flückiger per Mail Schach. jm
Im Mai 1937 wurde der Schachklub Oensingen gegründet. Das alte, königliche Strategiespiel gilt heute alles andere als angestaubt. Es erfreut sich aktuell steigender Beliebtheit!
Oensingen Linus Walter, amtierender Präsident des Schachklubs Oensingen, kam bereits in seiner Kindheit mit Schach in Berührung. «Gelernt habe ich das Spiel bei meiner Mutter, intensiv gespielt habe ich damals jedoch noch nicht», erzählt der Balsthaler. Rund 40 Jahre dauerte es, bis er wieder regelmässig am Schachbrett sass. «Plötzlich war das Interesse da. 2016 suchte ich deshalb in der Gegend einen Schachklub, dem ich beitreten konnte und wurde in Oensingen fündig.» Mittlerweile ist der 56-Jährige seit zwei Jahren Präsident des Klubs und hat sowohl an seinem Amt als auch dem Spiel Freude und trägt diese gerne nach draussen. «Im vergangenen Frühling – noch vor dem Lockdown – hatte der Schachklub Oensingen die Gelegenheit, an der Schule Oensingen einen Schachkurs durchzuführen. Rund 70 Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse beteiligten sich gestaffelt nach der Schule an diesem Kurs.» Die Resonanz seitens der Schüler liess nicht lange auf sich warten. «Es gab viele positive Rückmeldungen. Viele Kinder fragten, wann wir wiederkommen», freut sich Linus Walter. Fasziniert zeigten sich die Schülerinnen und Schüler vom Vizepräsidenten Kurt Flückiger. «Kurt ist blind. Er hat ein spezielles Steckschach, bei welchem er die Figuren und ihre Farben ertasten kann. Aber ich kann mir vorstellen, dass er das gar nicht unbedingt braucht, weil er das ganze Spiel im Kopf hat.»
Schach erfreut sich momentan wieder steigender Beliebtheit. «Obwohl hier in der Schweiz immer noch lieber gejasst als Schach gespielt wird», vermutet Linus Walter. Ein Grund für die Beliebtheit des Spiels ist aktuell auch in der Filmbranche zu finden. Die US-amerikanische Drama-Miniserie «The Queen’s Gambit» (deutscher Titel: «Das Damengambit») behandelt die Geschichte der jungen Elizabeth Harmon, welche in den 1950er Jahren ihr Talent für das Schachspiel entdeckt, sich in einer männerdominierten Welt beweisen muss und Schachweltmeisterin werden möchte. «Die Serie ist sehr aufwändig gemacht, auch wenn man als Schachspieler vielleicht nicht ganz auf seine Kosten kommt», schmunzelt er. «Man sieht aus erzählerischen Gründen nie ein ganzes Spiel auf dem Brett, aber das, was man sieht, ist sehr spannend.» Dass die Aufmerksamkeit so auf den Schachsport gelenkt wird, kommt den Schachklubs jedoch zu gute. «Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert von dem Spiel. Jedes Match gestaltet sich völlig anders. Die Eröffnungsphase läuft zwar oft ähnlich ab, doch im Verlaufe eines guten Spiels gibt es immer wieder sehr spannende Stellungen, welche man noch nie erlebt hat! Schach ist nicht nur Kampf – ja, doch, schon – aber Schach kann auch einfach schön sein. Es kann sogar sehr hart sein und gleichzeitig sehr schön! Schach ist zauberhaft!»
Aufgrund der aktuellen Situation liegt das Klubleben brach. «Normalerweise spielen wir jeweils am Montagabend, um 20.15 Uhr im Dal Toscano / Restaurant Bad Klus in Oensingen. Geplant wäre auch gewesen, dieses Jahr bereits um 20 Uhr zu starten, aber bisher war das nicht möglich», sagt Linus Walter. «Ausserdem hätte ich gerne dieses Jahr einen Kinderschachklub auf die Beine gestellt, um eventuell den einen oder anderen Junior zu gewinnen, aber auch das war nicht möglich.» Schach eignet sich für alle Altersgruppen. «Man braucht den Ehrgeiz, um zu gewinnen, aber auch die Fähigkeit verlieren zu können – denn bis man ein gewisses Niveau erreicht hat, verliert man erst viele Male. Und auch als starker Spieler lernt man am meisten beim Verlieren. Man lernt nie aus beim Schach. Selbstverständlich ist es von Vorteil, nicht denkfaul zu sein, denn es ist wichtig, dass man die eigenen Züge und die des Gegners voraussehen und im Geist die Figuren umstellen kann.» Die Mitglieder des Schachklubs Oensingen hoffen, dass sie sich bald wieder live treffen können und nicht auf Online-Schach zurückgreifen müssen. «Denn die Geselligkeit ist ein wichtiger Bestandteil unseres Klubs», schliesst Linus Walter.
Von Jessica Meier
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